Dienstag, den 8. März 1982
Immer dieselbe Geschichte: ich komme nicht mit dem Tagebuchschreiben klar. An der fehlenden Zeit kann es nicht liegen. Es handelt sich um vielleicht 20 Minuten pro Tag. Da sind andere Widerstände im Spiel. Natürlich spielt die Frage eine Rolle: à qui bon? Für irgendeine Nachwelt wäre es nur interessant in dem Maße, in dem ich eine gewisse Notorietät hätte. Oder meine Aufzeichnungen hätten "literarische" Qualität. Es ist wie mit dem Berlin-Buch. Natürlich ist der Gedanke reizvoll, einen Band "Fellows und Frauen" herauszubringen. Aber das wäre einfach ungehörig und undankbar. Schließlich danke ich dem Kolleg das vielleicht schönste Jahr meines Lebens, das erfüllteste, intensiv gelebteste sicherlich. Alle – (wissenschaftlicher Beirat, Beckers, Wapi) würden sagen: das war ja vorauszusehen, wir waren ja eigentlich dagegen, diesen Vogel herzuholen. Da haben wir die Bescherung. Die Bundesrepublik, den Steuerzahler kostet das Vergnügen immerhin 100.000 Mark, ohne die Kosten für die Verwaltung und Dienstleistungen. Und dann dieses Tagebuch? Der Bursche, dessen Journal aus seinem Jahr in der Villa Massimo veröffentlicht wurde, war immerhin "literarisch" prominent, vor allem aber war er tot. Trotzdem habe ich diese Publikation, damals, als peinlich empfunden.
Nicolaus Sombarts "Journal intime 1982/82, Rückkehr nach Berlin" ist das Schlusskapitel seiner überaus erfolgreichen Memoiren und eine Hommage an ein intellektuelles Berlin, dessen gesellschaftliches Leben sich wieder zu formieren versucht. Sombart betrachtet diese ersten Schritte seines Eintritts in eine neue Lebensphase mit Selbstironie und fühlt sich gleichzeitig als verantwortlicher Protagonist einer kulturellen Aufbruchsbewegung. |
Elfenbein Verlag |